Freitag: 10.12.2010
5 vor 12 Uhr, Ein Wandel mit Handel
100 gefüllte Salzstreuer mit gutem Tafel-Steinsalz fliegen am Freitag Mittag durch ein Fenster hinaus auf die Straße, genau 5 vor Zwölf. Und zwar auf die Allerheiligenstraße in Erfurt. Wer sie auffängt oder aufliest, dem gehören sie dann auch.
Mit der skurrilen Aktion werben die Ladenbetreiber des dortigen Naturkostfachgeschäfts und weitere Händler für regionale Erzeugnisse: im Hinblick auf Güte, gesellschaftliche Vernunft und auch
Günstigkeit. Und rufen Bürger einerseits dazu auf, Lebensmittel und Haushaltswaren aus der Stadt und dem nahen Umfeld zu kaufen. Und andererseits, vor Ort bekannt zu machen, wer was wo herstellt
und anbietet – sei es Imkerhonig, Zahnpasta oder kunstgewerbliches Weihnachtsgeschenk. Der „Lebens-Laden“ soll sich zum Mittelpunkt eines Netzwerks für regionale Waren entwickeln, also auch
Informationsbörse sein.
Das kann in Thüringen, Sachsen oder in Hamburg sein.
„Am Beispiel Salz sieht man gut, wie wir alle Geld zum Fenster hinauswerfen. In Thüringen gibt es hochwertiges Steinsalz – doch während unsere Salzbergwerke größtenteils stillgelegt sind, steht Salz aus den Alpen und Meersalz aus Frankreich in den Großmärkten“, sagt Matthias Fimmel, Unternehmer und vormaliger freier Bundestagskandidat. „Was der einzelne Verbraucher am einzelnen Billigprodukt zu sparen meint, zahlt er und die Gemeinschaft im Großen hintenrum doppelt drauf, via Steuer: für Transport, Umweltschäden und das Auffangen zugrundegerichteter Betriebe vor der Haustür.“